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37. Hohenzollern.
Fast ganz von Würtemberg eingeschlossen liegen die Leiden Fürsten-
thümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen.
Beide zusammen enthalten 20 Quadratmeilen mit einer Bevölkerung
von 65,000 Einwohnern. Sigmaringen wird von der Donau,
und Hechingen vom Neckar durchflossen. Die Hauptstädte sind
Sigmaringen und Hechingen. Ackerbau und Viehzucht sind —
besonders in der Gegend der rauhen Alp — nicht bedeutend; da-
gegen bilden Baumwollenspinnerei, Leinwand-, Holz- und
Metallwaaren-Fabrikation die Haupterwerbsquellen der Be-
wohner. — Wenn man von Norden her nach dem Städtchen Hechingen
kommt, so fleht man jenseit der Stadt in einer Entfernung von einer
halben Meile auf einem aus 'der schwäbischen Alp hervortretenden,
250^ hohen Bergkegel die Burgfeste Hohenzollern. Das ist der
uralte Stammsitz der Fürsten von Hohenzollern, aus welchem
auch die Könige von Preußen abstammen. Zu der Spitze des
Berges führt nur ein einziger Zugang, den in früheren Zeiten an neun
verschiedenen Absätzen eben so viel eiserne Thore verwahrten. Seit dem
Jahre 1823, wo der König von Preußen, Friedrich Wilhelmiv.,
damals noch Kronprinz, die alte fast verfallene Burg seiner Ahnen
besuchte, hat man die Gebäude wieder in wohnlichen Zustand gesetzt,
und seit jener Zeit erhebt sich aus dem verfallenen Gemäuer ein hoher
Thurm, der eine weite Aussicht über Berge, Thäler und Ebenen er-
öffnet. Gegen Westen, Norden und Nord-Osten liegt das Land offen
vor dem Auge des Beschauers, gegen Süden erblickt man die Bergkette
der schwäbischen Alp, die fast in der Form eines Halbkreises die ganze
Landschaft einschließt. Das Geschlecht der Hohenzollern gehört zu
den ältesten in Deutschland. Als den Ahnherrn desselben nennt man
Thassilo, Grafen von Hohenzollern, der um das Jahr 800 gelebt
haben soll. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts lebte ein
Nachkomme desselben, Graf Robert Ii., von dessen Söhnen, Friedrich
und Konrad, die Leiden Hauptlinien des Hauses Hohenzollern ab-
stammen. Friedrich behielt die väterlichen Erbgüter in Schwaben,
und von diesem stammen die Fürsten von Hohenzollern-Hechingen
und Hohenzollern-Sigmaringen ab; Konrad wurde der erste
Burggraf von Nürnberg und ist der Ahnherr der Könige von
Preußen. Einer seiner Nachkommen, Friedrich Vi., hatte dem deut-
schen Kaiser Sigismund 150,000 Dukaten und nachher noch so viel
Geld dazu geliehen, daß dieser ihm 400,000 Goldgulden, ungefähr
1,200,000 Thaler verschuldete. Dafür überließ ihm der Kaiser im
Jahre 1415 die Mark Brandenburg erb- und eigenthümlich, wo-
durch er als Friedrich I. der erste Markgraf von Brandenburg
aus dem Hause der Hohenzollern wurde. —
Die Fürsten der Leiden Hohenzollern-Hechingen und -Sigma-
ringen haben ihre Hoheitsrechte im Jahre 1850 an den König
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelmiv. Friedrich Thassilo Robert_Ii Friedrich Friedrich Konrad Konrad Friedrich Friedrich Konrad Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_I.
221
menheit der jetzigen Druckweise besteht vorzüglich nur in der unglaub-
lichen Schnelligkeit, mit welcher jetzt tausende von Exemplaren eines
Buches, das einmal gesetzt ist, in wenigen Stunden geliefert werden
können, fteilich übertrifft der jetzige Druck den aus dem 15. und 16.
Jahrhunderte im Ganzen auch an Schönheit.
Von 1347 bis 1437 Rüden vir — mit kürzer Unterbrechung — wieder
Fürsten aus dem Hause Luxemburg auf dem deutschen Kaiserthron. Der
erste von ihnen war Karl der Iv. (von 1347—1378). Das Wichtigste, was
Deutschland ihm zu verdanken hat, ist die goldene Balle (von 1356), ein
Reichsgrnndgesetz über die Kaiserwahl und die Rechte der Fürsten.
Diese Bulle wird noch in einem Gemache des Rathhauses zu Frankfurt
am Main aufbewahrt. Nach ihr hatten 7 Fürsten, 3 geistliche und 4
weltliche, den Kaiser zu wählen oder zu küren, weshalb sie Kur-
fürsten genannt wurden. Die 3 geistlichen waren: die Erzmschöfo Von
Mainz, von Trier und von Köln — die 4 weltlichen: die Herzoge von
Sachsen, die Pfalzgrafen am Rhein, die Markgrafen von Brandenburg und
die Könige von Böhmen. — Der letzte Kaiser aus dem Hause Luxemburg
war Sigismund (von 1410 —1437). Dieser Kaiser war es, der — wegen
seiner vielen Kriege in Geldverlegenheit — die Mark Brandenburg erst
verpfändete und endlich än den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich
Von Hohenzollem, für 400,000 Goldgulden verkaufte (1415). So wurde die-
ser, als Friedrich 1., der Stammvater des jetzt regierenden preussischen
Hauses*). —
Von 1437 ap folgten in Deutschland nur Kaiser ans dem habsbur-
gischen (österreichischen) Hause. Ein solcher war auch Maximi-
lian L, welcher von 1493-—1519 regierte. Deutschland hat ihm viele nütz-
liche Einrichtungen zu verdanken. Er machte der Gewaltthat seiner Zeit
ein Ende, indem er das Faustrecht und die Fehmgerichte aufhob, den
ewigen Landfrieden stiftete und ein Reichskammergericht einführte (1495).
Deutschland wurde von ihm zur bessern Handhabung der Ordnung in zehn
Kreise eingetheilt. Auch führte er das Postwesen in Deutschland ein und
ernannte den Grafen von Thurn und Taxis zum General-Postmeister **). —
Wie Maximilian einst zu Worms in einem Turnier (Kampfspiel) einen
französischen Ritter aus dem Sattel hob und in den Sand streckte,
diese ritterliche That besingt das nachstehende Gedicht:
23. Kaiser Maximilian.
War einst zu Worms ein groß Turnier
Vom Kaiser ausgeschrieben,
Das lockt'die Ritter rings herbei,
War keiner heim geblieben.
Den ganzen lieben, langen Tag
Man tummelte und Lanzen brach,
War Abends Tanz und Zechen.
Da kam auch aus dem Frankenretch
Ein Mann mit starken Wehren,
Er ritt heran, als wollt' er gleich
Die ganze Stadt verzehren.
Ein riesengroßes Schwert er schwang,
Sein Roß ivar sieben Meter lang.
Vier Meter m der Höhe.
Manch seltsam Wort und Wundermähr'
War ihm vorausgeflogen
Und trug den Schrecken vor ihm her;
So kam er angezogen,
Kehrt in dem besten Gasthof ein,
Läßt seinen Schild mit Hellem Schein
Hoch aus dem Fenster leuchten.
Und rief: „Wer mich im Kampf besiegt,
Dem geb' ich mich zu eigen,
Doch muß auch, wer mir unterliegt
Sich mir als Sklave neigen."
So harrt er sieben Tage lang,
Doch wollte keiner sich den Dank
Mit seiner Haut gewinnen.
') S. Sette 73: Hshenzollern.
**) Bergt. Seite 75: Regeilsburg.
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Iv Karl Sigismund_( Friedrich
Von_Hohenzollem Friedrich Friedrich_1. Friedrich Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Deutschland Frankfurt
am_Main Mainz Sachsen Rhein Brandenburg Luxemburg Brandenburg Nürnberg Goldgulden Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Worms Worms Frankenretch
228
29. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von
Brandenburg.
(1640 —1688.)
Selten ist ein Staat so rasch zu seiner jetzigen Größe und Macht
emporgewachsen, als das Königreich Preußen. Kaum 500 Quadrat-
meilen enthielt die Mark Brandenburg, die sich der erste Kurfürst
Friedrich von Hohenzollern im Jahre 1415 mit 400,000 Gold-
gülden vom Kaiser Sigismund erkaufte — und jetzt, nach 400 Jahren,
umfaßt der daraus entstandene preußische Staat über 6000 Quadrat-
meilen. Schon unter der Regierung des Kurfürsten Johann Sigis-
mund (von 1608 — 1619) waren das Herzogthum Cleve (am
Niederrhein), die Grafschaft Mark und Ravensberg (in West-
phalen) und das Herzogthum Preußen*) durch Erbschaft an die
Mark Brandenburg gefallen. Seine jetzige Größe und Bedeutung
aber hat Preußen zunächst jenem Manne zu danken, der 1640 den
Lrandenburgischen Thron bestieg: Friedrich Wilhelm, dem großen
Kurfürsten. Er war der elfte der Kurfürsten aus dem Hause
Hohenzollern. Geboren und groß geworden in der trostlosen Zeit
des 30jährigen Krieges, hatte er das Elend der damaligen Zeit
tief empfunden. An dem Werke des „westphälischen Friedens"
nahm er daher eifrigen Antheil. Für den an Schweden abgetretenen
Theil von Pommern, welches 1637 ganz an Brandenburg ge-
fallen war, erhielt er die Erzstifter: Magdeburg, Halberstadt
und Minden. Aber in dem Lande, das er regieren sollte, sah es,
wie allenthalben in Deutschland, gar traurig aus: kein Geld, kein
Heer, kein Ackerbau, weder Gewerbe, noch Handel, noch Schu-
len, grenzenloses Elend überall. Diesen Jammer zu tilgen, das
Volk durch Unterricht zu bilden, das Land durch Herstellung der
Ordnung, durch Ackerbau, Handel, Gewerbe und Kunst und
durch ein geordnetes und geübtes Heer wieder stark zu machen:
das hat der große Mann zur Aufgabe seines Lebens gemacht. Frei-
lich ging es dabei nicht immer ohne harte Kämpfe her, nicht bloß im
Innern seines Landes, sondern auch nach außen hin. Während
er mit seinem Heere am Rhein stand, um seine Erbländer, das Her-
zogthum Jülich, Cleve, Berg und die Grafschaft Mark gegen den
eroberungssüchtigen Franzosenkönig Ludwig Xiv. zu schützen, hatte
*) Der Rame Preußen kommt erst gegen das Ende des 10. Jahrhunderts Inder Geschichte
vor und bezeichnet diejenigen Völkerschaften, welche das nordöstliche, an Rußland grenzende
Gebiet an der Memel und Weichsel bewohnten. Weil ste Anwohner (Nachbarn) der Russe«,
damals Reußen genannt, waren, so gab man ihnen den Namen: Poreußen, d. h. die an
oder bei den Reußen Wohnenden, woraus später der Name Preußen entstanden ist.— Rauh,
wie die Natur des Landes, waren auch die Bewohner desselben. Erst im 13. Jahrhundert 'wur-
den sie durch die deutschen Ordensritter zum Christenthum bekehrt, welche von nun an das
Land beherrschten. Marienburg an der Nogat (im jetzigen Regierungsbezirk Marienwerder)
war der Sitz dieses Ordens. Der letzte Hochmeister desselben war Albrecht von Bran-
denburg. Dieser trat 1525 zur evangelischen Religion über. Mit seinem Sohne
Albrecht Friedrich starben seine männlichen Nachkommen in Preußen (1618) aus, und das
Herzogthum Preußen fiel an Brandenburg. Bon diesem Herzogthum hat der preußische
Staat seinen Namen erhalten. Weil das Ordenskleid der deutschen Ritter, welche früher
in Preußen geherrscht hatte», schwarz und weiß war, so blieben dies« Farbe» preußische
A a livn alfar den.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich Sigismund Johann_Sigis- Johann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Cleve Ludwig_Xiv Ludwig Albrecht_von_Bran- Albrecht Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Brandenburg Brandenburg Pommern Brandenburg Magdeburg Halberstadt Minden Deutschland Rhein Marienburg Marienwerder Brandenburg
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 25. Die ersten Hohenzollern in der Mark.
47
1411 Jobst, und Sigismund übertrug die Verwaltung des unglücklichen
Landes seinem weisen und treuen Freunde, dem Burggrafen Friedrich
von Hohenzollern.
§ 25. Die ersten Hohenzollern in -er Mark.
1. Abstammung. Im Schwabenland zwischen Neckar und Donau
unweit des Hohenstaufen steht noch heute die Stammburg der Hohen-
zollern. Die Hohenstaufen verliehen ihnen die Burggrafschaft zu Nürnberg.
Als Burggrafen hatten die Hohenzollern des Kaisers Güter zu verwalten
und waren an seiner Stelle die Richter und Kriegsherren in jenen Gebieten.
Durch ihre Kaisertreue, Klugheit und Sparsamkeit vergrößerten sie ihr Be-
sitztum, so daß sie Karl Iv. zu unmittelbaren Reichsfürsten erhob. Burg-
graf Friedrich Vi. war ein kluger und starker Mann. Ihm verdankte Sigis-
mund die Kaiserkrone. Da Friedrich außerdem über reiche Geldmittel verfügen
konnte, so schien er dem Kaiser der rechte Mann zu sein, dem heimgesuchten
Brandenburg wieder aufzuhelfen.
2. Friedrich wurde 1411 Statthalter in der Mark. Die Städte
begrüßten ihn freudig. Aber die Ritter, an ihrer Spitze die Quitzows,
spotteten über den „Nürnberger Tand" und meinten: „Wenn es auch ein
ganzes Jahr Burggrafen von Nürnberg regne, so wollen wir in der Mark
doch keinen aufkommen lassen." Friedrich gewann ihrer viele durch Güte
für sich, aber gegen die Widerspenstigen übte er eiserne Strenge. Er be-
lagerte die Quitzows in dem festen Schlosse zu Friesack und zerstörte die
festen Mauern mit den vierundzwanzigpfündigen Kugeln einer Donner-
büchse, die man „faule Grete" nannte, weil sie so schwer fortzubringen
war. Nun mußten die Unholde fliehen oder sich ergeben, Ruhe und Sicher-
heit kehrten bald wieder ein.
Belehnung. Friedrich hatte zur Herstellung der Ordnung in der
Mark viel Geld gebraucht. Der immer geldarme Kaiser konnte ihm das-
selbe nicht erstatten, darum trat er Friedrich 1415 die Mark mit der Kur-
würde als erblichen Besitz ab. — 1417 fand in Konstanz die feierliche
Belehnung statt. — Bis an sein Lebensende, 1440, sorgte Friedrich, nun
der Erste geheißen, für die Wohlfahrt seines Landes. Seine Gemahlin,
die schöne Else, war ihm dabei eine treue Gehilfin.
3. Friedrich Ii., sein Sohn, folgte ihm in Brandenburg. Er erhielt
seiner eisernen Willenskraft wegen den Beinamen der Eiserne. Als solcher
zeigte er sich den freiheitslustigen Städten. Berlin widersetzte sich ihm,
er bezwang es, nahm ihm manche Freiheit und erbaute an der Spree ein
festes Schloß. Das war der Anfang des heutigen Königsschlosses. — Um
die immer noch sehr rohen Adeligen zu frommen und wahrhaft edlen Rit-
tern zu machen, stiftete erden Schwanenorden. Ihm folgte sein Bruder
4. Albrecht Achilles. Er war der prächtigste und tapferste Ritter
im Reiche, aber in der Mark, bei den noch ungebildeten märkischen Edel-
leuten, gefiel es ihm nicht. Darum setzte er seinen Sohn Johann zum
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Friedrich
von_Hohenzollern Friedrich Karl_Iv Karl Friedrich_Vi Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann
Extrahierte Ortsnamen: Donau Nürnberg Brandenburg Friesack Konstanz Brandenburg Berlin
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 17. Einige Kaiser aus dem 14. Jahrhundert.
er im Bunde mit den deutschen Fürsten Deutschlands Kaiser von dem Ein-
flüsse des Papstes frei, indem zurense (südlich von Koblenz) festgesetzt wurde,
daß der von den Fürsten gewählte Kaiser der Bestätigung des Papstes
nicht bedürfe.
3. Auch Ludwig vergrößerte eifrig seine Hausmacht. Er verlieh seinem
Sohne die Mark Brandenburg, wo die Askanier ausgestorben waren. Um
Tirol zu erhalten, trennte er die Ehe der Margareta Maultasch (so ge-
nannt nach einem Schlosse in Tirol) und verheiratete sie mit seinem Sohne.
Damit erzürnte er aufs neue den Papst und auch die Fürsten. Sie wühlten
Karl Iv., König von Böhmen, aus dem Hause Luxemburg zum Gegen-
kaifer. Mitten in den nun entstehenden Kämpfen starb Ludwig plötzlich
auf der Jagd 1347.
6. 1. Karl Iv. war ein schlau berechnender Mann, dabei geistreich
und gelehrt. Bor allem verstand er die Kunst, stets bei Gelde zu fein in
einer Zeit, in der kein Fürst mit seinen Einnahmen auskam. Ohne Bedenken
verkaufte er Reichsrechte an Fürsten und Städte. Mit dem erworbenen
Gelde erweiterte er seine Hausmacht; so kaufte er 1373 von Otto dem
Faulen die Mark Brandenburg. Seinen Erbländern, Böhmen, Mähren,
Schlesien und Brandenburg, widmete er seine ganze Kraft und Zeit und
erhob sie in blühenden Zustand. Im Jahre 1348 stiftete er die erste deutsche
Universität zu Prag. Mit Recht nennt man ihn: Böhmens Vater, des
Deutschen Reiches Erzstiefvater.
2. Schreckliche Unfälle brachen während seiner ersten Negierungs-
jahre herein: Erdbeben und Heuschreckenschwärme verwüsteten das Land,
und bald darauf kam eine furchtbare Pest, der schwarze Tod genannt, die
mehr als ein Drittel aller Bewohner dahinraffte. Man sah hierin Straf-
gerichte Gottes. Durch Bußübungen glaubte man ihn versöhnen zu können;
deshalb verbanden sich viele Männer und zogen in Schwärmen von Ort
zu Ort, sangen Büßlieder und zerfleischten ihren Leib mit Geißeln. Später
artete das Treiben dieser Geißelbrüder aus.
3. Goldeue Bulle. Karl gab 1356 ein wichtiges Neichsgesetz heraus;
es wurde nach der goldenen Kapsel, in der das Siegel verwahrt wurde, die
goldene Bulle genannt. Durch dieses Gesetz wurde die Kaiserwahl den
sieben mächtigsten Fürsten übertragen, die darum Wahl- oder Kurfürsten
hießen; es waren die drei geistlichen: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und
Trier, und die vier weltlichen: der König von Böhmen, der Pfalzgraf am
Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg.
Diese Kurfürsten erlangten viele Rechte, z. B. durfte von ihnen an den
Kaiser nicht appelliert werden, auch durften sie Münzen prägen.
4. Karl Iv. folgte sein Sohn Wenzel in Böhmen und im Reiche.
Er zeigte sich so grausam und unwürdig, daß er abgesetzt wurde; aber erst
als sein Bruder Sigismund 1410 gewühlt wurde, gab er seine Ansprüche
auf den Kaiserthron aus.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Margareta_Maultasch Karl_Iv. Karl_Iv. Ludwig Ludwig Karl_Iv Karl Otto Karl Karl_Iv Karl Sigismund
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 24. Die Mark Brandenburg vor der Hohenzollernzeit.
4l
Gründe für die schlimmen Folgen des Krieges! 11. Unterscheide Neichsstände und Unter-
tanen! 12. Wie wurden im Westfälischen Frieden die weltlichen und geistlichen An-
gelegenheiten geordnet? 13. Erkläre: Ablaß, Augsburger Konfession, Calvinisten, Wieder-
täufer; Interim, Neichsstände; Union, Liga, Majestätsbrief, Restitutionsedikt!
§ 24. Die Mark Vrairvenburg vor -er Hohenzollernzeit.
A. In den ältesten Zeiten wohnten zwischen Elbe und Oder an
der Havel und Spree die deutschen Stämme der Semnonen und Lango-
barden. In der Zeit der Völkerwanderung verließen diese aber ihre Wohn-
plätze, und an ihre Stelle rückte ein slavisches Volk, die Wenden. Sie
waren mittelgroße, aber kräftige Leute mit braungelber Hautfarbe, dunklen
Augen und braunen Haaren. Ihre Götter verehrten sie in Tempeln und
opferten ihnen Früchte, Tiere, aber auch Kriegsgefangene. Ihre Frauen
behandelten sie fast wie Sklavinnen. Sie trieben Ackerbau und Viehzucht;
waren aber auch in der Weberei sehr geübt. Ihr Handel war bedeutend.
— Für die Deutschen waren sie schlimme Nachbarn. Schon Karl der Große
mußte sie strafen wegen räuberischer Einfälle in sein Land. Wie dann
Heinrich I. die Wenden besiegte und er und Otto I. zum Schutze der Reichs-
grenze Marken gründete, ist § 10 und 11 erzählt. Aber alle Bemühungen
der Markgrafen und der Geistlichen der Bistümer Havelberg und Branden-
burg zur völligen Unterwerfung der Wenden waren vergeblich, bis Kaiser
Lothar 1134 die Nordmark verlieh an die
B. Anhaltiner, Ballcnstädter oder Askanier. 1. Der erste Markgraf
aus diesem Hause war Albrecht der Bär. Er entriß den Wenden das
Land bis an die Oder und nannte sich Markgraf von Brandenburg. Aber
immer wieder empörten sich die Wenden; der letzte und gefährlichste Auf-
stand erfolgte unter dem Wendenfürsten Jaczo (Jatscho) von Köpenik.
Albrecht entriß ihm Brandenburg und schlug die Wenden. Jaczo mußte
fliehen. Hart verfolgt, sah er keinen andern Ausweg, als durch die seen-
artig erweiterte Havel. Da gelobte er, ein Christ werden zu wollen, wenn
Jesus ihm beistehe, und wirklich gelangte er glücklich an das andere Ufer.
Er hing an der Landzunge, an der er gelandet, seinen Schild auf und wurde
ein Christ. Jene Landzunge heißt noch heute Schildhorn. — Albrecht rief
viele Einwanderer aus Sachsen, Franken und Holland herbei. Sie trock-
neten Sümpfe ans, dämmten die Gewässer ein und gründeten Dörfer und
Städte. Auch Templer- und Johanniterritter kamen auf Albrechts Ruf, um
christliche Sitte verbreiten zu helfen. Namentlich sorgten auch die Klöster
dafür, daß das Wendenvolk besseren Ackerbau und deutsche Sitte und
Sprache lernte.
2. Unter Albrechts Nachfolgern ist Otto Iv. mit dem Pfeile zu
nennen. Er wollte Magdeburg Strafen, weil man seinen Bruder nicht zum
Erzbischof gewühlt hatte. Aber er wurde gefangen genommen und in einem
Käfig zur Schau gestellt. Erst gegen hohes Lösegeld wurde er freigegeben.
Bei der Belagerung von Staßfurt traf ihn ein Pfeil, dessen Spitze er ein
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Lothar Albrecht Jaczo Albrecht Jaczo Schildhorn Albrecht Albrecht Albrechts Albrechts Albrechts Albrechts Otto
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Westfälischen Havelberg Brandenburg Brandenburg Sachsen Holland Magdeburg
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 24. Die Mark Brandenburg vor der Hohenzollernzeit.
Jahr im Kopfe herumtragen mußte. — Später wurde sein Bruder Erz-
bischof von Magdeburg.
3. Ihm folgte fein Neffe Waldemar. Er sorgte eifrig für des Landes
Wohl, führte aber auch gewaltige Kriege. Einst verbanden sich alle seine
Feinde zu einem furchtbaren Bunde; doch vermochte er ihnen in der Schlacht
bei Gransee glücklich zu widerstehen. Er starb 1319, erst 28 Jahre alt.
Im nächsten Jahre erlosch das askanische Haus, und nun kamen schlimme
Zeiten für Brandenburg.
0. Bayern (1324—1373). Kaiser Ludwig der Bayer belehnte mit
dem herrenlosen Brandenburg seinen Sohn Ludwig. Der Streit zwischen
dem Kaiser und dem Papste (siehe § 17. B) brachte auch über Branden-
burg viel Unglück. Der Papst belegte das Land mit dem Interdikt (d. h.
alle kirchlichen Handlungen waren verboten), und die Polen sielen in das
Land ein. Diese wüteten furchtbar in demselben. Dazu kümmerte sich der
Markgraf sehr wenig um die Mark. Darum herrschte überall große Freude,
als die Kunde erscholl: „Waldemar ist von einer heimlichen Pilgerfahrt
zurückgekehrt." Selbst Kaiser Karl Iv. (§ 17. C) erkannte den Zurück-
gekehrten als rechten Markgraf an. Und nun kamen wieder Zeiten eines
schrecklichen Krieges über das arme Brandenburg. — Wenige Jahre darauf
erklärte Karl Iv., der jetzt gern mit Ludwig Frieden haben wollte, Walde-
mar für einen Betrüger und übergab Ludwig die Mark aufs neue. Wahr-
scheinlich war auch dieser Waldemar ein Betrüger. Man sagt, er sei ein
Müller, namens Rehbok, gewesen, der mit dem echten Waldemar große Ähn-
lichkeit gehabt habe. — Ludwig trat Brandenburg an seine Brüder Lud-
wig den Römer und Otto den Faulen ab. Während ihrer Regierung
wurde Brandenburg durch die Goldene Bulle 1356 zum Kurfürstentume
erhoben. Otto, nach des Bruders Tode Alleinherrscher, verkaufte die Mark
1373 an Karl Iv.
D. Die Luxemburger. Brandenburg hatte nun teil an der landes-
väterlichen Fürsorge, die Karl seinen Erblanden widmete (siehe § 17. 0).
Er unterstützte Ackerbau, Handel und Gewerbe und sorgte für gerechte Ver-
teilung der Abgaben. (Landbuch der Marken.) Bei seinem Tode erhielt sein
zweiter Sohn Sigismund die Mark. Dieser war auch König von Ungarn
und kümmerte sich nicht um Brandenburg. Da er zu seinem Hofhalte viel
Geld brauchte, so verpfändete er die Mark an seinen Vetter Jobst von
Mähren. Der kam alljährlich nur einmal in das Land, um die Abgaben
in Empfang zu nehmen. Um sich die aufsässigen Ritter geneigt zu machen,
setzte er die trotzigsten derselben, Dietrich und Hans von Quitzow, zu Statt-
haltern ein. Jetzt wurde das Elend im Lande noch größer als zu der Zeit
der Bayern. Die Regenten des Landes waren die ärgsten Räuber, die, mit
anderen Rittern im Bunde, die Bürger und Bauern beraubten und miß-
handelten. Weder das Korn auf dem Halm, noch das Vieh auf der Weide
oder im Stalle war vor den beutegierigen Raubrittern sicher. Die Waren-
züge des Kaufmanns wurden auf offener Straße ausgeraubt, und er selbst
ins Burgverlies gesperrt, bis er ein hohes Lösegeld zahlte. Endlich starb
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Extrahierte Personennamen: Waldemar Ludwig_der_Bayer Ludwig Ludwig Ludwig Karl_Iv Karl Karl_Iv. Karl_Iv. Ludwig Ludwig Ludwig Waldemar Ludwig_trat_Brandenburg Ludwig Otto Otto Karl_Iv Karl Karl Karl Sigismund Jobst_von
Mähren Hans_von_Quitzow
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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§ 25. Die ersten Hohenzollern in der Mark.
Statthalter ein. Er erließ 1473 ein Hausgesetz, nach welchem Kurbranden-
burg stets ungeteilt bleiben sollte. Auch gewann er Krossen, Züllichau
und Sommerfeld im Kampfe mit dem Herzoge von Sagan.
5. Johann, seiner großen Beredsamkeit wegen Cicero genannt, folgte
seinem Vater. Er war sehr sparsam und der erste Hohenzoller, der seinen
dauernden Aufenthalt in der Mark nahm. Dadurch gewann er die Herzen
seiner Untertanen. Er sorgte väterlich für sein Land und gründete
zu Frankfurt a. O. eine Universität, deren Eröffnung er aber nicht
erlebte.
6. Unter seinem Nachfolger, Joachim I., begannen die Raubritter wieder
ihr Unwesen, denn sie hielten den erst fünfzehnjährigen Kurfürsten für schwach.
Doch irrten sie sich. Er ließ in einem Jahre siebzig adelige Räuber fangen
und hinrichten. Er weihte die neue Universität ein und stiftete das Kammer-
gericht, um durch gute Rechtspflege dem Faustrecht entgegenzutreten.
Pommern sicherte er sich durch Erbvertrag. — Obgleich er ein heftiger Geg-
ner Luthers und der Reformation war, so breitete sich die neue Lehre
heimlich in der Mark aus. Selbst die Kurfürstin ließ sich das heilige Abendmahl
unter beiderlei Gestalt reichen. Sie mußte vor dem Zorn ihres Gemahls
fliehen und bei ihrem Vetter, dem Kurfürsten von Sachsen, Schutz suchen.
7. Trotz des Hausgesetzes teilte Joachim sein Land unter seine Söhne
Joachim Ii. (Hektor) und Johann von Küstrin. Beide traten auf
den Wunsch ihrer Mutter 1539 zur evangelischen Kirche über. —
Joachim, der Inhaber der Kurwürde, schloß 1537 mit dem evangelischen
Herzoge von Liegnitz, Brieg und Wohlan einen Erbvertrag, nach welchem
diese schlesischen Gebiete bei dem Aussterben des Herzogshauses an Branden-
burg fallen sollten. Auch erlangte er von dem Könige von Polen die
Mitbelehnung über Ostpreußen. — Der Hofhält Joachims war sehr
prunkvoll, darum wurde das Land mit vielen Steuern gedrückt und geriet
in Schulden. Glücklicherweise waren die beiden nächsten Kurfürsten Johann
Georg und Joachim Friedrich sparsame Regenten, und so hob sich der
Wohlstand des Landes bald wieder.
8. Johann Sigismund (1608 — 1619) vergrößerte das Land be-
deutend. 1618 starb der letzte Herzog von Ostpreußen, und Johann Sigis-
mund, sein Schwiegersohn, erhielt nach den früheren Verträgen dieses Land,
allerdings als polnisches Lehen. — Die Gemahlin des Kurfürsten war
die nach früheren Verträgen erbberechtigte Nichte des 1609 kinderlos ver-
storbenen Herzogs von Jülich-Kleve-Berg. Mit dem Pfalzgrafen von
Neuburg, der auch gerechte Ansprüche auf jene rheinischen Länder hatte,
teilte er dieselben 1614 zu kanten. Brandenburg erhielt Kleve, Mark
und Ravensberg. In dieser Zeit trat der Kurfürst zur reformierten Lehre
über. Unter seinem Nachfolger
9. Georg Wilhelm (1619—1640) wütete in Deutschland der Dreißig-
jährige Krieg. Georg Wilhelm, durch seinen österreichisch gesinnten Kanzler
Schwarzenberg schlecht beraten, schloß sich keiner Partei an. Aber gerade
durch seine schwankende Stellung schadete er Brandenburg, es wurde der
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Extrahierte Personennamen: Sommerfeld Sagan Johann Johann Joachim_I. Joachim Joachim_Ii Johann_von_Küstrin Johann Joachim Johann
Georg Johann Joachim_Friedrich Friedrich Johann_Sigismund_( Johann Johann_Sigis- Johann Jülich-Kleve-Berg Georg_Wilhelm Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Kanzler
Schwarzenberg
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§ 19. Ausgang des Mittelalters und Anbruch einer neuen Zeit.
Banne belegt. Trotzdem fuhr er fort zu predigen und zu lehren. Seine
meisten Anhänger unter den Studenten waren Böhmen, denn die Deutschen
haßten ihn wegen seiner Feindschaft gegen ihre Nation. Ihrer viele
wanderten damals von Prag aus und gaben Veranlassung zur Gründung
einer zweiten deutschen Universität, der zu Leipzig.
4. Huß vor dem Konzil. Er wurde zur Verantwortung nach
Konstanz vor das Konzil geladen. Huß erschien auch, da ihm der Kaiser
sichere Hin- und Rückreise verbürgte. Aber bald nach seiner Ankunft wurde er
in das Gefängnis geworfen. Das Konzil verdammte seine Lehre und forderte
von ihm unbedingten Widerruf. Da er diesen verweigerte, so verurteilte man
ihn zum Feuertode. und am 6. Juli 1415 wurde er als Ketzer verbrannt.
In Konstanz übertrug Sigismund dem Burggrafen Friedrich von Nürn-
berg die Mark Brandenburg 1415 (s. § 25, 2).
5. Hussitenkrieg. Als die Böhmen die Nachricht von dem furcht-
baren Ende ihres geliebten Lehrers erhielten, ergriffen sie die Waffen.
Bauern und Handwerker, Ritter und Gelehrte scharten sich um den helden-
kühnen, aber wilden, einäugigen Ziska. Sie forderten das heilige Abend-
mahl in beiderlei Gestalt, und Priester trugen zum Zeichen dafür den Kelch
voraus. König Wenzel starb gleich nach den ersten Volksauflüufen in Prag,
und Sigismund wollten die Hussiten nicht anerkennen. Dieser führte ge-
waltige Heere zur Unterdrückung des Aufstandes nach Böhmen; der Papst
ließ das Kreuz gegen die hussitischen Ketzer predigen: aber vor den furcht-
baren Schlachtgesängen und dem wilden Mute der Hussiten hielt keines der
vielen Heere stand. An Ziskas Stelle trat später Prokop. Er führte,seine
Horden auch in die Nachbarländer: Sachsen. Brandenburg, Schlesien, Öster-
reich, Ungarn und Bayern. Schließlich kam ein friedlicher Vergleich zu-
stande. Man gewährte den Hussiten den Kelch und die freie Predigt.
Nun ward Sigismund als König von Böhmen anerkannt, 1436. Aber schon
im nächsten Jahre starb er, seine Länder und die Kaiserwürde seinem
Schwiegersöhne, einem Habsburger, überlassend.
§ 19. Ausgang des Mittelalters und Anbruch einer
neuen Zeit.
1. Des Reiches Gebrechen waren in den Hussitenkriegen deutlich
zu Tage getreten; Heer- und Gerichtswesen waren in dem übelsten Zu-
stande. Bei den Fürsten, hohen Geistlichen und freien Städten galt der
Kaiser nichts mehr, und die Kaiser sorgten fast nur für ihre Erblande.
Wieder wurde ganz Deutschland von wilden Kriegen durchtobt wie im Inter-
regnum. Auch gegen äußere Feinde zeigte es sich uneinig und darum
kraftlos. Die Türken eroberten 1453 Konstantinopel und drangen nach
Westen vor. Der Deutsche Ritterorden in Preußen mußte Polens Ober-
hoheit anerkennen. Die Schweiz, die Niederlande und ein großer Teil von
Lothringen gingen dem Reiche verloren. Da kam
2. Maximilian I. auf den Kaiserthron. Er war von hohem Wüchse
und großer Kraft und Geschicklichkeit. Er besaß einen hellen Verstand und
ein vorzügliches Gedächtnis. Dabei hatte er die Gabe, sich bei Fürsten
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TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Nürn- Friedrich Ziska König_Wenzel Sigismund Prokop Sigismund Maximilian_I.
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
tz 11. Otto der Große.
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§ ii. Otto -er Große (936—973).
1. Krönung. Kämpfe im Innern. Heinrichs I. Sohn, Otto, war schon
zu Lebzeiten seines Vaters zum Könige gewählt worden und wurde mit großer
Pracht in Aachen gekrönt. Die mächtigsten Reichsfürsten verrichteten hierbei
die Erzämter, zum Zeichen, daß sie Diener des Herrschers seien. Otto sah die
Herzöge als Reichsbeamte.an. Darum empörten sich dieselben und ver-
banden sich selbst mit Ottos Brüdern. Einer derselben kam in den Kämpfen um,
der andere, Heinrich, erlangte trotz dreimaliger Empörung doch Verzeihung.
(Mähler: Otto I.) Otto kämpfte siegreich gegen die Wenden, Dänen
und Polen, errichtete an den Grenzen Marken und legte zur Bekehrung
dieser heidnischen Nachbarn Bistümer an. Die Nordmark erhielt Mark-
graf Gero.
2. Kümpfe in Italien. Der Markgraf Berengar war zur Zeit der
mächtigste Fürst Italiens. Er strebte danach, noch mächtiger zu werden,
deshalb wollte er, daß die junge, schöne Königswitwe Adelheid seinem Sohne
ihre Hand reiche. Als diese ihn aber abwies, ließ er sie in einen schreck-
lichen Kerker werfen. Ein treuer Mönch rettete sie. Sie rief nun Ottos
Hilfe an, ihm Hand und Krone anbietend. Dieser zog über die Alpen,
schlug Berengar, zog in Pavia ein und vermählte sich mit Adelheid, da
seine erste Gemahlin gestorben war. — In Deutschland brach bald darauf
ein Bürgerkrieg aus, angezettelt durch Ottos Sohn Ludolf, der sich mit
seinem Schwager Konrad gegen den König verbunden hatte, weil sie sich
gegen ihren Oheim Heinrich zurückgesetzt glaubten. Sie gewannen anfangs
manchen Vorteil, eroberten z. B. Bayern. Als sie aber später von vielen
ihrer Anhänger verlassen wurden, unterwarfen sie sich ihrem Vater.
3. Ungarnschlacht. Diese Verwirrung benutzten die Ungarn, aufs neue
bis an die Donauquellen vorzudringen. Voll Vermessenheit hielten sie sich
für unbesieglich. Im Jahre 955 lagerten sie vor Augsburg am Lech. Otto
stand ihnen gegenüber. Durch Gebet und Feier des heiligen Abendmahls
wurden die christlichen Scharen zum Kampfe geweiht. Der erste wilde An-
sturm der Ungarn brachte die Reihen der Deutschen ins Wanken; aber da
sprengte Herzog Konrad mit seiner Schar herbei, gab durch seine Tapfer-
keit dem Heere neuen Mut und drängte die Ungarn wieder zurück. Als er
aber seine Rüstung am Halse lüftete, tötete ihn ein feindliches Geschoß.
So hatte er die Untreue gegen seinen Schwiegervater gesühnt. — Die
Ungarn aber wurden in die Flucht geschlagen. Die ergrimmten Bauern
schlugen die zerstreuten Haufen nieder wie wilde Tiere. Von nun an
wagten die Feinde keinen Einfall ins Reich mehr. Ums Jahr 1000 nahmen
sie das Christentum an.
4. Römischer Kaiser zu werden, wie sein Vorbild Karl der Große,
das erstrebte Otto nun noch. Erneute Unruhen in Rom, ja in ganz Italien
erheischten Ottos Eingreifen. Er stellte bald Ordnung her und ließ sich in
Rom 962 vom Papst zum Kaiser krönen. Von nun ab verblieb die Kaiser-
krone den deutschen Königen, und das Reich bekam den Namen: heiliges
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
Extrahierte Personennamen: Otto Otto Heinrichs_I. Otto Otto Ottos Heinrich Heinrich Otto_I.)_Otto Otto_I. Otto Gero Berengar Adelheid Ottos Berengar Ottos Ludolf Konrad Konrad Heinrich Heinrich Otto Konrad Konrad Karl_der_Große Karl Otto Ottos
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